Buchholzens
Satire-
Letter
Der etwas andere
Kommentar
Nr. 734 – vom 30. Dezember 2024
2024! Schluss damit!
Vor Jahren habe ich mal ein Silvester-Gedicht verfasst. Es begann so:
Ein neues Jahr steht vor der Tür.
Ich fürchte fast, es will zu mir.
Ich rufe durch die Türe: „Nein!
Hier kommt kein neues Jahr mir rein!
Das alte hat mir schon gelangt.
Bin froh, dass es bald abgedankt.“
Und heute gilt das mehr denn je. Denn das, was da am Horizont des neuen Jahres dämmert, sieht auch nicht gerade vielversprechend aus. Genauer gesagt: Vieles von dem, was das neue Jahr verspricht, klingt eher bedrohlich. In den USA hören einige schon die Posaunen des Jüngsten Gerichts (auf englisch: The Last Trump) erschallen. Musk that really be?
Was sollen wir dem neuen Jahr wünschen? Etwa eine gute Besserung. Doch dieser Wunsch ist schon von der sprachlichen Logik her eine Unsinnigkeit. Wer eine „Besserung“ wünscht, der will ganz klar, dass etwas „besser“ werden soll, also denkt er an eine mögliche Steigerungsform (und das nicht nur grammatikalisch). Wenn man sich dieses Besser-Werden nur „gut“ wünscht, nimmt man diese Steigerungsform zurück, was heißt: Die Besserung soll besser nicht ganz so gut werden.
Okay, okay, klingt jetzt vielleicht ein bisschen sprach-pingelig. Halten wir es also lieber mit Erich Kästners Jahresend-Überlegung:
Wirds besser? Wirds schlimmer? fragt man alljährlich.
Seien wir ehrlich:
Leben ist immer lebensgefährlich.
II.
Ich jedenfalls möchte allen Menschen danken, die mir in vielen E-Mails zu den Buchbestellungen so freundliche und herzerwärmende Grüße geschickt haben. Leider kann ich nicht allen antworten. In diesen trüben Zeiten ist es wohltuend zu wissen, dass es noch eine Vielzahl von humanen Erdbewohnern gibt, die den aufrechten Gang für eine menschenmögliche Bewegungsform halten.
Neulich wurde ich in einem Interview gefragt, warum ich noch immer meine Satire-Letter verschicke und gelegentlich auch auf die Bühne gehe; ich würde doch ohnehin nur halbwegs Gleichgesinnte erreichen. Ich antwortete, gerade die erfreuliche Tatsache, dass es noch viele Ähnlichgesinnte gibt, mache mir Mut zum Weitermachen.
Oft genug hockt man allein oder auch zu zweit im stillen Fernseh-Kämmerlein und ist ob all des televisionären Grauens, ob des scheinbaren Abbilds unserer Wirklichkeit schier am Verzweifeln. Da ist die Satire schon hilfreich, um gegen den Irrsinn gelegentlich an zu lachen und so die von Ängsten verstopften Gehirngänge wieder frei zu pusten und die verklemmten Herzenskammern aufzusperren. Das hilft mir und wie ich aus Ihrer elektronischen Post erfahren habe, manchmal auch den Menschen, die sich meine lachhaft abseitigen Gedanken zu Gehirne ziehen. Also werde ich auch im nächsten Jahr weitermachen und ich danke Ihnen schon jetzt, dass Sie mich dabei unterstützen. Auch für 2025 heißt mein Motto: Kotzalledem!
III.
Mein anfangs zitiertes Poem endete mit den Versen:
Und dennoch wünscht man allgemein:
„’nen guten Rutsch und komm gut rein!“
Und worauf läuft’s zum Schluss hinaus?
Erst kommt man rein, dann muss man raus.
Jahrein, jahraus dasselbe Schauspiel:
Eben das alte Rein- und Rausspiel.
Und deshalb soll mein Wunsch nun sein:
Kommse gut raus und wieder rein!
Es grüßt Sie herzlich und hirnlich
Ihr Martin Buchholz
Auftritte 2025
Am 6. und 12. April 2025 „Wühlmäuse“ Berlin (auch am 4./18./19./26. Oktober)
Kartenbestellungen für Sonntag, den 6. April 2025, unter:
https://wuehlmaeuse.de/veranstaltung/martin-buchholz-gestammelte-werke/ticket/41357/
Kartenbestellungen für Sonnabend, den 12. April 2025, unter:
https://wuehlmaeuse.de/veranstaltung/martin-buchholz-gestammelte-werke/ticket/41366/
Am Freitag, 26. September, und Sonnabend, 27. September, Hannover,
TAK ("Theater am Küchengarten") Ticket-Telefon 0511/132-29041
Sonnabend, 11. Oktober, Frankfurt a. M., KÄS, Tel. 069 902839 86
Kartenbestellungen auch unter diesem Link:
https://diekaes.reservix.de/p/reservix/group/