Buchholzens
 

Satire-

Letter


Der etwas andere
Kommentar

Martin Buchholz

Nr. 744 vom 13. Septmber 2025




 

 

Heinz Erhardt warnt posthum Donald Trump


I.
In Trumps Own Country ist mal wieder ein Mensch erschossen worden. Nun gut, das passiert in den USA wohl im Durchschnitt alle zehn Minuten, wie ich gelesen habe. Es ist dort offenbar ein beliebter Volkssport der einst zugewanderten Eingeborenen, sich gegenseitig niederzuballern. Das gehört zur US-amerikanischen Folklore, und an den Sitten und Gebräuchen von überseeischen Volksstämmen sollte man als Europäer nicht überheblich herummäkeln. 

Doch nun ist die Aufregung groß, weil das aktuelle Opfer ein Freund des Oberhäuptlings war, also von Donald The First, und weil es sich einfach nicht gehört, plötzlich ultrarechte Durchgeknallte abzuknallen. Die gehören nämlich in den USA nicht zum Freiwild, das für den Abschuss offiziell freigegeben ist.

Der Insasse des White Madhouse hat daraufhin allgemeine Staatstrauer angeordnet. Seine Föhn-Frisur hat er sofort auf Halbmast gesetzt. Und mit Trauerflor an den präsidialen Stimmbändern verkündete er, dass der Dahingegangene ebenso wie er immer „ein Freund des Friedens“ gewesen sei, womit er wohl nicht den gesellschaftlichen Frieden in den USA meinte.

Einmal abgesehen von dieser Ermordung, die „ganz Amerika erschüttert“ – wie der „Spiegel“ berichtet, obwohl meine Freunde in den USA dann wohl nicht zu „ganz Amerika“ gehören, weil sich deren Erschütterung in Grenzen hält, wie sie mir versichern… also einmal abgesehen davon, inszeniert sich Trump immer wieder gerne als „Freund des Friedens“. Er ist bekanntlich ungeheuer scharf auf den Friedens-Nobelpreis, den ihm sein Kumpel Netanyahu schon fest versprochen hat. Dieser Nobelpreis wird traditionell im Dezember verliehen von einer Kommission des norwegischen Parlaments. 

Und wehe, das Komitee entscheidet sich gegen den amerikanischen Friedensfürsten. Das wäre eine so ungeheuerliche Ungerechtigkeit, dass Trump gar nichts anderes übrigbleiben würde, als seine Tarnkappenbomber Richtung Oslo zu schicken. Sein Vizepräsident, der allseitig talentierte Mr. Vance, wird ihm dann wahrscheinlich verraten haben, dass Oslo die Hauptstadt von Grönland ist und dass er das Völkerrecht absolut auf seiner Seite habe, wenn er eine amerikanische Provinz von fremder Okkupation befreie. 

Nun hatte dieser Trump-Flüsterer Vance seinem Boss allerdings auch zugeraunt, dass der Putin im Wettbewerb um die Erringung des Friedensnobelpreises der einzig ernstzunehmende Konkurrent sei. Und so wurde ganz plötzlich eine große internationale Männerfreundschaft regelrecht zertrumpelt. 

II.
Was allerdings diesen Vance angeht wäre ich ganz, ganz vorsichtig, wenn ich an Trumps Stelle wäre, was ich glücklicherweise nicht bin. Dem Vance trieft der machtgeile Jieper ständig von der Unterlippe seines Sabbermäulchen. Neulich erklärte er in einem Interview, er sei bereit, sofort die Präsidentschaft zu übernehmen, wenn, wie er sagte, „etwas Tragisches passieren“ sollte. Nun ist auch auf Trump schon mal geschossen worden. Er wurde knapp verfehlt. Ja, so etwas Tragisches kann passieren. (Ich referiere hier die vermutete Sichtweise von Vance, nicht etwa meine, verehrte Staatsanwaltschaft.)

Wenn Vance als Ersatz-Präsident von „etwas Tragischem“ spricht, denkt er vermutlich an die Shakespeares Tragödie „Julius Caesar“. Dieser Caesar hatte bekanntlich auch einen Vize. Das war ein gewisser Brutus. Und der näherte sich seinem Herrscher in der entscheidenden Bestechungsszene hinterrücks mit stichfester Hinterhältigkeit. Weshalb ich etwas nachdenklich werde, wenn ich höre, wenn Vance erklärt, dass er voll hinter dem Präsidenten stehe. Vielleicht sollte man Trump an die Worte eines großen deutschen Philosophen erinnern, der zugleich ein begnadeter Dichterfürst war. Ja, ich rede hier von Heinz Erhard. Der kam einst bei einer geschichtsphilosophischen Betrachtung der Weltgeschichte zu folgendem historischen Fazit: 

„Hinterm Rücken gibt's so'ne,
doch manchmal auch solche, 
die kommt nie ohne, 

sondern meist mit dem Dolche.“

Dem habe ich nichts mehr hinzuzufügen. Bis zum nächsten Mal grüßt Sie herzlich und hirnlich

Ihr Martin Buchholz

 

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Und noch mal übrigens: In diesem Jahr stehen noch einige Bühnen-Vorstellungen auf meinem Spielplan. 

Am Sonnabend, 27. September, Hannover, TAK 
("Theater am Küchengarten") Ticket-Telefon 0511/132-29041
 
Sonnabend, 4. Oktober, 
bei den „Wühlmäusen“ in Berlin

Tel.  +49 (0) 30 30 67 30 10
 
Sonnabend, 11. Oktober, Frankfurt  a. M., KÄS, 
Tel. 069 902839 86
Kartenbestellungen auch unter diesem Link: 
https://diekaes.reservix.de/p/reservix/group/
 
Sonnabend und Sonntag, 18. und 19. Oktober. bei den „Wühlmäusen“ in Berlin
Tel. +49 (0) 30 30 67 30 10

Hier die Theater-offizielle Programm-Ankündigung:

Buchholz kann’s nicht lassen: Politisches, top-aktuelles Kabarett ist nun einmal sein Metier, weshalb sich sein Programm auch ständig verändert. Doch zugleich strolcht er auch durch die Sitten früherer Zeiten. Ein gefürchteter Sittenstrolch, gegen den schon lange Ermittlungen laufen wegen der Verführung Minderdenkender. Einer, der schamlos öffentliche Unzucht mit Abhängigen treibt – auch wenn er behauptet, das Ganze sei ein Lust- und Liebesspiel mit der deutschen Sprache. 
Zum Beweis bringt er neue Texte sowie auch einige frühere Elaborate zu Gehör und Gehirn. Auch sein neues Buch „Männer, Macht und Mythen“ stellt er dabei vor, ein quasi-feministisches Machwerk über männliche Erschöpfer und weibliche Erschöpfte. Ein Buch, das Sie sich echt schenken können, und nicht nur sich, sondern auch ihren Mitmenschen und Mitmenschinnen (für 20 € signiert zu bestellen unter 
kontakt@martin-buchholz.de).