Bekenntnisse

Generalstreik 

ohne Generäle

Nr. 531 – vom 10. Februar 2012
Zunächst kurz etwas zu meiner Internet-Erscheinung bzw. zu meinem Internet-Unwesen: Ich habe bei Facebook eine neue Seite eingerichtet, wo ich mich demnächst auch aktuell zu Wort melden werde. Dort sind auch You-Tube-Ausschnitte aus früheren Fernsehaufzeichungenn anzuklicken. Wäre schön, wenn Sie sich da anmelden. Hier ist mein Facebook-Link. Da ich meine alte Facebook-Seite demnächst löschen werde, bitte ich meine bisherigen "FreundInnnen", sich auf der neuen Seite einzubuchen.


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Mal wieder Generalstreik in Griechenland. Springers „Welt“ kommentierte, daß es linke Demagogen seien, die dafür sorgen, daß das griechische Volk endgültig durchdreht. Doch vielleicht hat das auch andere Gründe. Mich jedenfalls würde es nicht wundern, wenn die Troika auf die Idree käme, den Griechen das morgendliche Yoghurt-Doping bei Strafe zu verbieten. Schließlich sind da linksgedrehte Kulturen drin.

Immer lauter ertönt das südländische Gejammer, daß man nun nichts mehr zu beißen habe. Aber daran sind, bitte sehr, nicht wir Deutschen schuld. Es liegt doch an der griechischen Regierung. Die hat die Grünanlagen so verkommen lassen, daß nun einfach zu wenig Gras für alle da ist.  So muß man selbst zum Ins-Gras-Beißen inzwischen Schlange stehen.

„Das haben diese Schlamper auch nicht besser verdient.“ So der Tenor der geBILDeten Volksmeinung. Allerdings Besserverdienende sind die Griechen längst nicht mehr. Nachdem man den Krankenschwestern und Lehrern und Busfahrern im öffentlichen Dienst ohnehin schon die Gehälter radikal zusammengestrichen hat, werden jetzt die Löhne in der privaten Wirtschaft von der Troika zusammengekürzt und der Mindestlohn gesenkt. Die Rentner sind als nächste dran. Die Sozialhilfen sind ohnehin ein Fall für die Welthungerhilfe. Und selbst diese geringen Summen werden seit Monaten nicht ausgezahlt.

Aber was soll man sich darüber aufregen? Natürlich sind die Leute arm dran. Das ist nun mal die eigentliche Hauptbeschäftigung von armen Leuten – nämlich weiter zu verarmen. Und da keiner mehr Geld hat, um mehr als das Allernötigste zu kaufen, schließen immer mehr Läden und Fabriken. Die Arbeitslosenzahlen schießen rapide in die Höhe und die Wirtschaft, die durch diese Spardiktatur angeblich saniert werden sollte, geht ebenso rapide in den Keller. Und das, obwohl man in Griechenland kaum Keller hat. Typisch für diese südländischen Hallodris, die nicht wissen, daß man sich für schlechte Zeiten was einbunkern muß.

(Im Gegensatz dazu waren wir Deutschen schon immer gut unterkellert. Sogar unterm Schloß Bellevue gibt es große Kellergewölbe. Dort gespenstert mitternächtens der Bundespräsident herum, um seine Beliebtsheitswerte zu besuchen sowie die Leichen, die er da schnäppchenweise eingelagert hat als Vorratshaltung für die BILD-Zeitung. Der Filmproduzent David Groenewold hat dazu schon einen Gruselschocker in Arbeit. Erste Vorbesprechungen mit seinem Oberhauptdarsteller sollen in Sylt stattgefunden haben.)

Zurück nach Hellas. Daß man dort bei den armen Leuten sparen muß, ist ja einleuchtend. Bei den reichen Griechen zu sparen, wäre eine schreiende soziale Ungerechtigkeit. Schließlich sind die nur deshalb so reich, weil sie schon früher immer so sparsam gewesen sind, daß sie sich sogar das Steuerzahlen gespart haben.

Nun gibt es in Griechenland auch gar nicht so viel Superreiche. Gerade mal 2 000 Milliardärsfamilien fristen dort ihr kärgliches Dasein. Das sind weniger als 0,1 Prozent der Bevölkerung. Allerdings besitzen diese 0,1 Prozent 80 Prozent des gesamten Volksvermögens in Griechenland. Ein paar politische Wirrköpfe meinten zwar, daß man da mit einer Vermögenssteuer die Schuldenlast kräftig reduzieren könnte. Aber dann haben Merkel und ihre Troika in ihren Papieren nachgeblättert und festgestellt, daß eine solche brutale Steuer-Tyrannei mit ihrem humanen Sparprogramm für Griechenland nicht in Einklang zu bringen wäre.

Und natürlich durfte auch nicht groß an den Rüstungsausgaben gespart werden, der in Griechenland der höchste Etatposten ist. Der Rüstungsetat liegt derzeit nach minimalen Kürzungen bei 6 Milliarden Euro, das sind knapp 5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Ansonsten liegt dieser Prozentsatz in Europa bei durchschnittlich 1,7 Prozent. Aber mehr dürfen sie nicht kürzen, weil sonst die deutsche Rüstungsindustrie unverschuldet in Not geriete. Schließlich ist die Bundesrepublik der drittgrößte Waffenlieferant der Welt und die Griechen kaufen uns ja massenhaft Fregatten und U-Boote und Panzer ab. Und dafür muß schon ein bißchen was auf der hohen Etat-Kante liegen. Vor kurzem hat Heckler & Koch zehntausend modernste Maschinenpistolen und Maschinengewehre an die griechische Polizei versandt. Die werden bald auch dringend benötigt, weil das Volk immer aufsässiger und aufständiger wird. Und bei so einem aufständigen Volk muß eine Regierung schließlich gut in Schuß sein.

So haben unsere Kommentatoren zumindest einen Trost, wenn sie über die Unvernunft des griechischen Generalstreiks klagen. Die Generäle streiken nicht. Die stehen mal wieder auf Abruf bereit.