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Bekenntnisse

Raus aus dem Sommerloch!

Nr. 548 – vom 13. August 2012
Die letzten Hämmer sind geworfen, die letzten Gewichte herabgedonnert, die letzte Hürde genommen: Olympia hat sich ausgedopt. Der nacholympische Alltag hat uns wieder. Damit hat auch das Sommerloch als Urlaubsvertretung unserer Kanzlerin seine Schuldigkeit getan. Am Montag tauchte sie wieder auf aus den Tiefen der Milliardenlöcher, auf daß die Kraterlandschaft, die sich Europa nennt, wieder in ihrem Glanze erstrahle. Dabei hat sie daheim am Kabinettstisch genug zu tun, um die Koalitions-Ehe über die Runden zu retten, denn wenn der Begriff Ehegatten-Splitting je einen Sinn hatte, dann hier. Wobei es sich nicht, dies sei der Klarheit halber hinzugefügt, um eine sogenannte Homo-Ehe handelt; da sei die Kanzlerin vor. Aber ansonsten wird gesplittet, was das Zeug hält. Auch im Kinderzimmer gibt’s ständig Zoff, wenn der FDP-Sabbelphilipp und der bayrische Horstiwiderborsti sich in ihren Laufställchen ständig im hohen Strahl anpinkeln. Wahrlich, die Mutti hätte das Betreuungsgeld redlich verdient.

Raus also aus dem Sommerloch! Zeit, daß auch ich mich wieder mal melde bei meinem Lese-Volk. Ich habe die Kolumnen-Schreiberei etwas hintangestellt, da ich heftig schwanger gehe mit einem neuen Programm, wobei allerdings trotz aller Press-Wehen bislang nichts wirklich Fruchtbares herausgekommen ist. Also werde ich in den nächsten vier Wochen weiterpressen. Zuweilen habe ich das Gefühl, daß mir nur noch eine Hirn-Transplantation weiterhelfen könnte. Aber wo findet man heutzutage noch ein halbwegs brauchbares Hirn? Außerdem dürfen Transplantationen ohnehin erst durchgeführt werden, wenn der Hirntod beim Spender eindeutig festgestellt ist. Von wirklicher Zellkultur kann dann auch nicht mehr die Rede sein.

Apropos: Da ich nun unverhofft beim Thema Organspenden gelandet bin, fällt mir ein, daß manche Verfassungsorgane jederzeit für Spenden zu haben sind. Zum Beispiel etliche Insassen des Bundestags. Da wollen doch CDU und FDP partout nicht das UN-Abkommen gegen Korruption in Parlament ratifizieren. Und ausgerechnet die früheren Big Spender aus den großen deutschen Konzernen haben diese Ratifizierung dringend angemahnt, weil sie sonst im Auslandsgeschäft die Angeschmierten wären, weil es mit dem Schmierentheater international nicht mehr ganz so locker läuft wie früher. Aber die Organ-Inhaber der CDU stehen weiter zu der alten Lobby-Weisheit, daß ein Politiker eben auch mal was einstecken muß. Eine Corruptio sine qua non...

Und nochmal apropos: Schon lange vor dem aktuellen Transplantations-Skandal habe ich mir zu diesem Thema meine Gedanken gemacht, und bevor ich mich wieder zurückziehe in die Innerlichkeit meiner Dichter-Datsche, um es erneut mit der Programmier-Arbeit zu versuchen, mache ich hiermit meine organische Patienten-Verfügung öffentlich.


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Ich spende gern meine Organe,
sofern ich irgendwann mal sterbe.
Wär’ nicht das einzige Profane,
das ich der Nachwelt dann vererbe.

Wuchert nur fort mit meiner Leber.
Die Lunge hustet von alleine.
Bin freudig auch ein Nierengeber,
ein Steinbruch für die Nierensteine.

Mein Magen macht euch sicher sauer.
Die Blase lass’ ich überflüssig.
Und meines Hirns wart ihr auf Dauer
zu Lebzeiten schon überdrüssig.

Die Samenstränge sind gekappt.
Kein Hoden kann sich mehr entfalten.
Und auch mein Herz hab’ ich verklappt.
Ich konnt’ die Herzklappe nie halten.

Eine Organklage zum Jammern.
Ersatzteillager ohn’ Gebrauch.
Doch eine von den Herzenskammern
ist dein, mein Schatz. Das bleibt sie auch.