Bekenntnisse

Warum meine Zweitstimme 

so niedersächsy ist

Nr. 568 – vom 25. Januar 2013
Jawohl, es war ein Debakel. Mehr noch, es war ein Desaster! Eine Katastrophe!

Ich rede und schreibe hier vom Super-Gau der Demoskopie. Die Wahlforscher hatten für die FDP den niedersächsischen Untergang prophezeit. Und was wurde draus? Die Zweitstimmen-Erweckung des leichenstarren Lazarus. Der erststimmige CDU-Wähler sprach mit zweiter Stimme beim Urnengang zur FDP: "Nimm mein Brett und wandle!" Mit diesem Brett war jenes gemeint, das solche Wähler gewohnheitsmäßig vorm Kopf tragen.

Doch ich will nicht verheimlichen, daß dieses demoskopisches Fiasko der Wahl-Prognose auch mich sehr persönlich betrifft. Ich hatte vor der Wahl eine Expertise in Auftrag gegeben beim Meinungsforschungs-Institut Hohn&Häme, um die Wählerstimmung zu erkunden. Das Ergebnis dieser Wähler-Befragung in Niedersachsen war eindeutig: Die FDP würde weit unter 0,00 Prozent landen. Erst hinterher hat sich herausgestellt, daß diese Umfrage nicht gerade repräsentativ war. Der einzige Wähler, den dieses Institut befragt hatte, war ich selbst. Und ich bin in Niedersachsen gar nicht wahlberechtigt.

Außerdem: Keiner hat mich nach meiner Zweitstimme gefragt. Die hätte ich natürlich dem Rösler gegeben, mich selbst überstimmend. So wie ich früher schon immer den Westerwelle heimlich mit Zweitstimme gewählt habe. Und zwar aus rein ökonomischen Gründen. Schließlich lebe ich auf der Kabarett-Bühne von solchen Figuren. Das sind meine Dealer, die mich reichlich mit Stoff beliefern. Ich muß die also irgendwie am politischen Leben erhalten, auch wenn’s zuweilen mehr als unappetitlich ist -- etwa dann, wenn ein Herr Brüderle seinen ranzigen Altmänner-Charme raushängen läßt und hinterher all seine Partei-Dackel vor Begeisterung mit dem Schwänzchen wedeln. Nun ist die FDP ohnehin ein einziger Herrenwitz. Und dabei ist sie so sexy wie ein geliehenes Kondom, das schon mehrfach gebraucht wurde.

Immerhin: Da ich in Niedersachsen meine Zweitstimme nicht einsetzen konnte, habe ich zumindest indirekt den Farbwechsel von schwarzgelb zu rotgrün mit ermöglicht. Wenn ich Anfang Februar in Hannover wieder meine Erststimme auf der Bühne erhebe (am 1. und 2.2. im Theater am Küchengarten), werde ich die dankbare Huldigung der niedersächsischen Massen entgegennehmen.

Notorischen FDP-Wähler habe ich übrigens in meinem letzten Buch "Geh!Denken -- Geh!Dichte" eine kleine Parabel gewidmet mit dem Titel "Wenn Schafe wählen". Hier ist sie:

Die Tiere wählten sich ein Parlament,
und jedes Tier entscheidet effizient
für jenes sich, das es am besten kennt.
Bestimmt es doch auf diese Weise mit,
wer es am sinnvollsten vertritt.

Es wählt der Aal den Aal, der Wal den Wal,
Und der Schakal wählt den Schakal.
Kurz: Jedes Animal erkürt ein Animal,
wie man’s ihm vor der Wahl empfahl
von seiner Art, aus seinem Areal.

Doch als die Schafe sich zur Wahl entschieden,
da wählten sie den Löw’. Der war’s zufrieden.
Schafsköpfig wird der Eindruck so vermieden,
als wählt’ man nur nach eig’nen Interessen.
Wir Schafe wählen die, die uns dann fressen.


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PS. Morgen trete ich um 20 Uhr bei den Berliner „Wühlmäusen“ mit meinem Programm „Kassandra, übernehmen Sie!“ auf.
Im Februar und März bin ich dort jeden Sonntag um 16.30 Uhr auf der Bühne – http://www.wuehlmaeuse.de
In Berlin bin ich auch am Sonnabend, 2. März, 20 Uhr, im "Wirtshaus Moorlake" – http://www.moorlake.de

Weitere Termine: 
Montag, 28. Januar, “Alma Hoppes Lustspielhaus“ in Hamburg – http://www.almahoppe.de
Donnerstag, 31. Januar, im Kasseler „Theaterstübchen“ – http://www.theaterstuebchen.de
Am Freitag und Samstag, 1. und 2. Februar, Theater am Küchengarten, Hannover – http://www.tak-hannover.de
Näheres siehe Tourneeplan