Bekenntnisse

Die Winterolympiade
muss nach Berlin

Nr. 594 – vom 15. November 2013
Ein Alp-Traum ist ausgeträumt: Die bayrischen Alpen bleiben olympisch verschont. Es lässt sich eben nicht jeder Bayer einfach fünf Ringe durch die Nase ziehen, um dann beliebig an derselben herumgeführt zu werden. Dabei waren sich alle hauptamtlichen Olympioniken einig: Kommerz ist, wenn man’s trotzdem macht.
 
Nachdem München mitsamt Oberbayern nun aus dem Rodelrennen ist, richten sich alle winterolympischen Hoffnungen auf Berlin. Hier könnte man endlich alle Flughafenpläne auf Eis legen – und auf dem Eis dann den Puck sausen lassen. Vielleicht würden Wowereit und Mehdorn im Paarlaufen auf dünnem Eis sogar einen Doppel-Axel hinlegen, bei dem Wowereit hoch oben in der Luft für neuen Wirbel sorgt. Schließlich ist er auf Höhenflüge spezialisiert, auch wenn die Arschlandung immer vorprogrammiert ist.
 
Und was ist mit den alpinen Wettwerben? Also, was Berge angeht – daran haben wir in Berlin nun wahrlich keinen Mangel. Ob Prenzlberg, ob Kreuz- oder Schöneberg, vom Teufelsberg ganz zu schweigen. Und der Berliner Schuldenberg hat ohnehin längst Ausmaße eines Hochalpen-Massivs angenommen, auch wenn Wowereit meint, das sei alles Schnee von gestern. Für einen matschigen Abfahrtslauf reicht es in dieser Stadt immer.


Hoeneß muss weg!
Und zwar nach Limburg!

 
Hoeneß – schluchzschluchz – muss vor Gericht. Der Bischof von Limburg mit dem unaussprechlichen Endlos-Namen wohl auch. Vielleicht sollten die beiden ihre verqueren Rollen tauschen. Hoeneß wird Leihbischof in Limburg und macht aus dem Bischofssitz eine Bewährungsanstalt für seinesgleichen. Das wäre doch eine angemessene Zwangs-Unterkunft: Schließlich braucht man auch als millionenfacher Steuerhinterzieher einen gewissen Komfort, um sich zu bessern: Ein Klo unter 4.750 Euro? Darauf wäre ja geschissen. Eine Badewanne unter 15.000 Euro? Wer wollte da denn Wasser lassen?
 
Der Limburger Dom-Pfaff könnte im Gegengeschäft geistlicher Berater für den FC Bayern werden: Kein Europa-Pokal mehr ohne Weihwasser. Und das alles ohne Kirchensteuer. Außerdem wäre der Bischof auch als Auswechselspieler einsetzbar bei erzkatholischen südlichen Gegnern: Wer würde es wohl wagen, ihn zu foulen. Von der milliardenschweren Ablöse-Summe im Falle eines erneuten Transfers zum FC Vatikan ganz zu schweigen.
 
 
Die letzte Hoffnung der FDP:
Martin Buchholz

 
Neulich in der Pause meiner Veranstaltung trat das Schicksal an mich heran: Das traurige Schicksal eines gewesenen Bundestags-Insassen. „Wissen Sie“, sprach der Schicksalsträchtige, „ich bin immer noch in DER Partei, auch wenn wir nichts mehr zu sagen haben.“ Ich verstand: Ein FDP-Zombie wollte mich für künftige Leichenreden etwas milder stimmen. Bedauernd teilte ich ihm mit, dass sich mein Beileid in den engen Grenzen jenes Grabes hielt, das man sich mit neoliberaler Schippe selbst geschaufelt habe. „Nein“, sagte er, „machen Sie nur so weiter. Ich hab während Ihrer Vorstellung dem Lindner rübergesimst, was Sie hier von sich gegeben haben.“ Lindner ist der Designierte, der demnächst die Oberaufsicht über den Totenacker übernehmen soll. „Und?“, fragte ich leicht irritiert. Der Zombie grinste: „Er simste sofort zurück. Wir sollten doch dankbar sein, dass uns wenigstens noch ein paar Komiker für erwähnenswert halten. Schlimm wäre es erst, wenn selbst die uns nicht mehr wahrnehmen. Deshalb: Nochmals danke!“ Er wandte sich ab und ließ mich stehen mitsamt meiner Verwirrung.
 
Ungelogen! So ist das Gespräch verlaufen. Blöderweise ist die FDP ja nach der Wahl auf einen Schlag ziemlich verarmt. Sonst würde ich glatt ‘ne Parteispende fordern – und zwar für mich. Schließlich sind meine satirischen Erweckungspredigten kostenpflichtig. Immerhin bin ich für diese Untoten jetzt so etwas wie ein Hoffnungsträger. Tscha, wie sagt man beim letzten Urnengang: Die Hoffnung stirbt zuletzt.


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PS: Wenn Sie mich nicht nur lesen, sondern mich auch erleben möchten, und zwar mit meinem neuen Programm "Macht!Menschen", dann empfehle ich folgende Termine:
Freitag und Sonnabend, 15. und 16. November, im Nürnberger Burgtheater.
Freitag, 22. November, in der Gesamtschule Schlebusch in Leverkusen.
Sonntag, 24. November, in den Wühlmäusen in Berlin.
Mehr Informationen gibt es in meinem Tourneeplan: http://www.martin-buchholz.de/tourneeplan.php