Bekenntnisse

25 Jahre
„Waaaahnsinn“!

Nr. 625 – vom 7. November 2014
Nun wollen SPD und Grüne in Thüringen doch mit den linken Schmuddelkindern in eine gemeinsame Buddelkiste, auch wenn unser Ober-Gauck sie so überaus dezent gewarnt hatte. Um es mit den Worten dieses Fernsehpredigers zu sagen: Ich musste mich schon immer ganz schön anstrengen, um diesen geistlichen Hauptfeldwebel als Bundespräsidenten zu akzeptieren. Doch sollte man Nachsicht mit ihm üben. Er ist nun mal in einem gewissen Alter und zudem noch DDR-sozialisiert. Da fällt es ihm eben schwer, das Ergebnis einer demokratischen Wahl im Osten anzuerkennen. So etwas hat er schließlich früher dort nie erlebt. Und genau so ist seine Auskunft auch zu verstehen: „Menschen, die die DDR erlebt haben und in meinem Alter sind, die müssen sich schon ganz schön anstrengen, um dies zu akzeptieren.“

Nun ist ja die DDR schon lange hinüber. Zum 25. Jahrestag der Entmauerung will auch ich noch einmal eine Jubelhymne anstimmen – wie ich es schon in meinem Machwerk „Geh!Denken – Geh!Dichte“ getan habe (hier zu bestellen). „Ein Volkslied“ – so der einfache Titel.


I.

Wie war für’s Ost-Volk dazumal
der Sozialismus so real.
Er füllte jedes Transparent
und siechte und siechte permanent,
war überall, zu jeder Stunde
als Zwangsparole im volkseig’nen Munde.
Sozialismus als Maulhurerei –
oral existierend für die Einheitspartei.

Und die Idee wurde fahl und schal –
so-zi-alistisch irreal.
So irre real, daß als Realist
man ganz real irre geworden ist.
 
II.
 
So gab es schließlich Irre in Massen.
Die konnte man nicht frei herumlaufen lassen.
Die Irrenwärter sorgten sich sehr.
Schließlich sprach einer: „Ein Schutzwall muß her!“
Und so enstand ‘ne geschloss’ne Abteilung
für all diese Fälle ohne Aussicht auf Heilung.

Und es ging ins Land manch heilloses Jahr.
Doch plötzlich gab‘s da eine kecke Schar,
die rief den Wärtern glatt ins Gesicht:
„Wir sind das Volk! Erkennt ihr uns nicht?“
Und die Wärter staunten: „Ein Volk, das so spricht,
nee, tut uns leid, so was kennen wir nicht.“
 
III.
 
Nun war das auch nur eine Hochstapelei:
Denn das Volk, das da rief, dass es DAS Volk sei,
war gar nicht DAS Volk. Es war zu der Zeit
nur eine störrische Minderheit.

Und DAS Volk stand wie immer nämlich
oben am Fenster und glotzte nur dämlich.
Lupfte ganz vorsichtig die Gardine
mit völlig unbeteiligter Miene
für den Fall, dass einen doch einer sieht.
Gesamtdeutsch gibt’s da keinen Unterschied:
Hingucken, weggucken – beides zugleich.
Die übliche Sichtweise im germanischen Reich.

Doch irgendwann, als die Sache gelaufen,
kam auch DAS Volk herbei in mächtigen Haufen –
Das war sofort mit dem Kanzler auf Du.
Nun gehörte kein Mut, nur noch Helmut dazu.
Da hatte das Volk eine mächtige Fahne.
Die war schwarz-rot-gold  –  mittendrin ne Banane.
Und dann rief fast jeder Ossi-Germane
Wir sind EIN Volk“, mit lautem Organe.

IV.

Und es kam der Tag remember, remember...
In jener irren Nacht im November,
da hatte ein Irrenwärter, rein aus Versehen
sich schwer verzettelt – und schon war‘s geschehen:

Die Anstaltstore gingen auf
und die Insassen strömten ins Freie zuhauf.
Alle Irren war’n los. Da war irre was los.
Und die geist’ge Verwirrung ward allerorts groß.
Es gab sich der Ossi dem Wessi spontan hin.
Und alles stammelte nur noch „Wahnsinn“.

So hat sich dies‘ Volk vor aller Welt
selbst die sauberste Diagnose gestellt.

V.

Zur Orgie wurde das Straßenfest.
Es stöhnte der Ossi: „I test the West.
Mach mir den Wessi! Gib mir den Rest!“
Und der Wessi  versprach: „I do my best.“

Wie böse ist man dann erwacht
nach der wildwüsten Einheitsnacht.
Bloß weil man einmal kopuliert
war man nun plötzlich eng liiert.

Das Westvolk und das Ostvolk, ach,
die hatten fortan nur noch Krach.
Das eine Volk zum ander‘n spricht:
„Wir sind EIN Volk? Ich fass’ es nicht!“

VI.

Bald war man schwer im Stimmungstief,
nur noch ger-manisch depressiv.
Es liegt im nationalen Gen:
Wir sind und bleiben schizophren.

Das Fazit der Vereinigung:
Die deutsche Schüssel hat ‘nen Sprung.
Den erbten wir von unseren Ahnen:
Nämlich den Ur-Sprung der Germanen.

Drum frag’ ich mich und frag‘ auch Sie:
Wahnsinn schon mal in Germany?


PS: Demnächst trete ich an folgenden Orten auf – kommen Sie doch auch!
Am 8. November in Berlin/Kleinmachnow,
am 10. und 11. November in Hamburg und
am 12. und 13. November in Meerbusch.
Mehr Informationen zum Tourneeplan finden Sie ebendort.