Bekenntnisse

BILD goebbelt weiter
gegen die Griechen-Raffkes

Nr. 644 – vom 19. Februar 2015
Die BILD-nun-ja-Zeitung kämpft nicht nur an der ukrainischen Ostfront für ein deutsches Europa, sondern auch an der germanischen Südfront. Gestern zeigte sie den griechischen Finanzminister Varoufakis als drakulanische Horror-Figur mit geblecktem Gebiss. Dazu die Überschrift: „Griechen-Raffke beißt sich an Schäuble die Zähne aus“.

Stolz führte die Redaktion vor knapp einer Woche auf einer Sonder-Doppelseite ihre anti-griechischen Schmähschriften der letzten fünf Jahre vor.  Die schlimmsten Motz- & Klotz- & Kotzartikel allerdings verschwieg man dezent. Schon im März 2010 schrieb die BILD-Redaktion einen Brief an den damaligen Athener Regierungs-Chef. Überschrift: „Ihr griecht nix von uns!“

Inzwischen hatten die BILD-Völkerkundler einen neuen Volksstamm im südlichen Europa entdeckt, über den sie in aberdutzenden Artikeln immer wieder berichteten – nämlich die berüchtigten „Pleite-Griechen“. „Verkauft eure Inseln, ihr Pleite-Griechen!“, war noch eine der freundlicheren Anregungen. Man forderte die Kanzlerin zu einer „Volksabstimmung“ auf – mit der überzeugenden Alternative: „Nein, keinen Cent mehr für die Pleite-Griechen, nehmt ihnen den Euro weg!“ Oder: „Ja, schmeißt ihnen weiter die Kohle hinterher!“

Da produziert man in der Chefredaktion erst einmal eine simple Schlagzeilen-Meinung und die prügelt und hämmert man Tag für Tag den Behämmerten in jene Hohlräume, die ursprünglich für denkende Hirne vorgesehen waren. Und wenn man lange genug diese Meinung in die Köpfe gemüllt und geknüllt hat, macht man eine Meinungsumfrage, um zu sehen, wer schon alles die vorgeschriebene Meinung hat. So wird eine Meinung herausgefragt, die man in Schwerstarbeit dem Leser eingeBILDet hat. Alles unter dem Motto: „BILD dir eine Meinung!“ Und da die BILD-Buchstabierer („Leser“ wäre wohl zu viel behauptet) bekanntlich das Volk bilden, nennt man das Volksbildung. Natürlich ist es nichts anders als systematische Volksverhetzung. Ein Volk, das deutsche, wird gegen ein anderes, das griechische, aufgehetzt. Und wir bleiben hart wie Kruppstahl, auf dass sich die Pleite-Griechen-Raffkes an uns die Zähne ausbeißen...


PS. Ich stehe erst wieder am 1. März auf der Bühne – um 18 Uhr bei der „Distel“ am S-Bahnhof Friedrichstrasse.

PPS. Die Pleite-Griechen-Kampagne ist sehr gut dokumentiert unter http://www.bildblog.de/tag/pleite-griechen/