Bekenntnisse

EIN KANZLER,
WEIT WEG VON BRASILIEN
UND: ALICE IM MÜLLERLAND

Nr. 751 vom 19. November 2025

I.
Große Aufregung in Brasilien über einen deutschen Kanzler, der mal wieder die Wahrheit gesagt hat und nichts als die Wahrheit. Am Ort der Weltklima-Konferenz, der Stadt Belém, hat es ihn nicht lange gehalten, schließlich, so Merz, „wer würde denn gern hier bleiben“. Nachdem er entkommen war, stöhnte er in heimischer Runde erleichtert, „dass wir vor allen Dingen von diesem Ort, an dem wir da waren, wieder nach Deutschland zurückgekehrt sind“. 

Gut, dass war vielleicht nicht die diplomatischste seiner ansonsten stets so besonnenen Verlautbarungen, doch sein Entsetzen nach der Visite in Belém ist nur allzu verständlich. Fand er doch dort ein Stadtbild vor, das für einen auf-rechten Deutschen einfach unerträglich sein muss. Überall sah er nur Ausländer, viele von denen auch noch andersgefärbt. 

Seltsam, dass diese Stadtbild-Verschandelung den Brasilianern selbst bisher nicht aufgefallen ist. Die sollten mal ihre Töchter fragen.

II.
Ich muss Ihnen noch aus aktuellem Anlass ein peinliches Geständnis machen, das Sie hoffentlich nicht zu sehr verschreckt… Also: Mein Name ist Martin und ich bin Laktoliker! Ja, ich bin milchsüchtig. Ich hänge seit Jahrzehnten indirekt am Euter. Jeden Tag schlürfe ich mindestens einen Liter dieses aufputschenden Stoffes in mich hinein.

Einer meiner gelegentlichen Dealer war ein gewisser Müller, Theo mit Vornamen. Der verhökert seine abgemolkene Droge nicht etwa klamm & heimlich im Görlitzer Park zu Berlin, sondern ganz offen im Supermarkt an der Ecke. Damit er nicht mit der Dealer-Konkurrenz verwechselt wird, deklariert er die von ihm wohlfeil gebotene Substanz unverfroren und unvergoren als „Müllermilch“.

Nun hat der Milchmann auf einmal ein Problem mit dem Absatz seiner Produkte, weil nämlich herausgekommen ist, dass er neben seiner Frau auch noch eine Freundin hat. Die Freundin heißt Alice (der volle Name ist der Redaktion bekannt). Und diese Alice weigelt schon seit einiger Zeit heftig mit ihrem Theo herum. Die zwei wurden bei mehreren Rendezvous in Cannes, Bayreuth und anderswo gesichtet. Dass da zwischen ihnen was läuft, ist offensichtlich.

Was beide so traulich vereint, ist die Liebe – und zwar die „Liebe zu unserem Land“, wie sie auch programmatisch verkündet wird in der Grundsatzerklärung einer bestimmten Partei, der Alice zufälligerweise vorsitzt. Und ebenso zufällig hat auch Theo die „Landliebe“ zu einem seiner Markenzeichen gemacht. Eine eher geschäftliche Passion, denn irgendwie muss sich die Liebe zum Land schließlich auszahlen.

Nun ginge uns diese national-amouröse Affäre zwischen einem älteren Herrn und einer mittelalten Lady eigentlich überhaupt nichts an. Aber es gibt da eine Gruppe von verspießerten Tugendwächtern – sie nennt sich „Campact“, die diese herzinnigliche Verbindung auf einmal brutal an die Öffentlichkeit zerrt. 

Bundesweit soll nun das geliebte deutsche Land mit etwa 1000 Großflächenplakaten verunstaltet werden, auf denen eine umgekippte Müllermilch-Flasche zu sehen ist, aus der eine braune Sauce fließt. Darüber prangert der Slogan „Alles AfD oder was?“
So wird mein Dealer öffentlich miesgemacht und damit die Milch der heimatfrommen Denkungsart. Wogegen ich hier gemeinsam mit Alice auf das Energischste protestiere. (Dass ich aus reinem Versehen selbst für diese schändliche Campact-Kampagne gespendet habe, muss ja keiner wissen.)

III.
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Es grüßt Sie herzlich und hirnlich

Ihr Martin Buchholz
 
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Buch Nr. 1
ist natürlich das letzte Buchholz-Opus „Männer Macht und Mythen – Von Erschöpfern und Erschöpften“, ein satirischer Streifzug durch die patriarchale Menschheitsgeschichte.  Bei Amazon finden sich einige sehr freundliche Fünf-Sterne-Besprechungen (wenn Sie weitere, möglichst viele hinzufügen würden, wäre es für mich sehr hilfreich).

Beim rbb-Fernsehen hieß es in einem Bericht: „Der Kabarett-Altmeister ist zurück. Ein Satyr, wie er im Buche steht. Denn diesmal hat der Teufelskerl einen Höllenspaß daran, uns mit mythischen Menschheitsgeschichten zu verdutzen. Ein feministisch-denkanstößiges Buch: Urgeschichte als His-Story – doch wo bleibt Her-Story?“

Buch Nr. 2
Missverstehen Sie mich richtig! – Ein satirisches Lexikon“, erschienen 2015.  Hier ein Auszug aus dem Vorwort, wo ich das Dilemma beschreibe, meine unziemlichen Gedanken von A bis Z zu sortieren:

„Wenn ich A sage, muss ich nicht zwangsläufig B sagen, zumal schon das A etwas Irrtümliches sein kann, das sich dann fortsetzt beim B und C. Im schlimmsten Fall führt das zu ABC-Waffen. Ein besonders perverses Beispiel der zwanghaften ABC-Logistik.
Es ist dieses Muss, diese gnadenlose Wenn-dann-Logik, diese Zwangsjacke, in die unser Denken gepresst wird, die uns das Leben und das Lieben oft so schwer macht.“

Buch Nr. 3
Deutsches Wortissimo“, erschienen 2007. Geständnisse eines Gewohnheitsdenkers, voll von Artikeln und Essays zum damaligen Zeitgeschehen, aber auch darüber hinaus gehende. Unter anderem enthülle ich als geübter Verschwörungstheoretiker in einem langen Stück mit dem Titel „Die Wahrheit über den 11. September“, wie der Al-Qaida-Agent Elvis Presley mit Hilfe von Marilyn Monroe und Margot Honecker den Anschlag auf das World Trade Center plante.

Buch Nr. 4
Stupid White Ger-Man“, 2004 erschienen. Eine Expedition durch die Tiefen des deutschen Hohlraums, inklusive eines längeren Kapitels mit meinen unflätigen Beiträgen zum Irak-Krieg des George Double-You Bush: „Oh, What a Lovely War. Fast schon ein Geschichtsbuch, erstaunliche Geschichten inklusive.